Schwarzstörche und Beobachtungen rund um den Amerlingkogel
Der Schwarzstorch, ein scheuer Waldbewohner Der Schwarzstorch (Ciconia nigra) ist sozusagen der kleinere Bruder des Weißstorches. Er hat ein schwarzes Federkleid mit einem von unten gut sichtbaren weißen Bauch. Das Flugbild mit dem gestrecktem Hals und den rot gestreckten Beinen ist unverkennbar. Er zieht seine Nachkommen nicht auf Schornsteinen in der Mitte des Marktplatzes auf, sondern gut geschützt vor neugierige Blicken auf hohen Bäumen mitten im Wald. Der Schwarzstorch ist ein sehr, scheuer Waldbewohner und benötigt ca.100 ha ungestörtes Waldgebiet mit kleinen Flussläufen, um sich und seine Nachkommen zu ernähren.
Er hat ein Körpergewicht von nur 3kg, und erreicht dabei eine beachtliche Flügelspannweite von 2 Metern. So ausgestattet, kann er sich von der Thermik (Aufwind) in großen Kreisen weit hinauf in den Himmel tragen lassen. Mit dieser Technik und dem Gleitflug legt er kraftsparend die Strecke von Europa nach Afrika souverän zurück. Der Schwarzstorch wird bis zu 17 Jahre alt und kehrt immer wieder zu seinem Geburtsort zurück. Er ist saisonal monogam, das bedeutet, pro Brutperiode wählt er einen Partner aus und bleibt ihm für die Zeit der Aufzucht treu.
Im Alter von 2-3 Jahren sind die Schwarzstörche geschlechtsreif. Dann kehren sie Anfang März nach Europa zurück und beginnen nach der Ankunft mit der Partnersuche. Die eindrucksvollen Balzflüge sind am Himmel sehr gut zu beobachten. Nachdem die Partnerwahl abgeschlossen ist, beginnt das Paar mit der Nestbauphase. Das Nest eines Schwarzstorches hat üblicherweise einen Durchmesser von 1 Meter und ist circa 20 kg schwer. Männchen und Weibchen lösen sich mit der Nahrungsbeschaffung bzw. Brutpflege ab. Einer der Partner bleibt immer im Nest. Trotz der eindrucksvollen Größe des Nestes ist dieses oft schwer zu erkennen, da es in großer Höhe angelegt wird und dadurch von unten gesehen, hinter viel Laub versteckt werden kann. Bei der Nahrung, die das Brutpaar gemeinsam heranschafft, handelt es sich zumeist um Frösche und kleine Fische. Im Sommer beginnt die Nachkommenschaft flügge zu werden und unternimmt erste Erkundigungsflüge. Im September sind alle Schwarzstorchmitglieder abflugbereit - bereit für die Überwinterung im wärmeren Afrika.
Situation in Österreich Laut der Studie der österreichischen Vogelschutzorganisation „Birdlife Austria“ gibt es in Niederösterreich derzeit ca. 300 Brutpaare. Diese gilt es zu schützen, so ist es gemäß Anhang I der EG-Vogelschutzrichtlinie (Richtlinie 2009/147/EG) vorgesehen. Dies bedeutet, dass es Österreichs Aufgabe ist herauszufinden, wo diese schutzwürdigen Gebiete vorliegen. Pyhra ist definitiv ein schutzwürdiges Gebiet. Leider wurde bei der vom Verbund finanzierten Studie über den Vogelbestand in Pyhra kein einziger Schwarzstorch erwähnt.Dies veranlasste die Bürgerinitiative Zukunft –Lebensqualität die zahlreichen Beobachtungen seitens der Bevölkerung selbst zu dokumentieren. Dabei wurde auch die Existenz von 3 Brutnestern in Pyhra bekannt. Die Information zur Lage wird zum Schutz des Bestandes naturgemäß nicht einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Schwarzstorchbeobachtungen 2014 Im Jahre 2014 gab es im Raum Pyhra und Umgebung zahlreiche dokumentierte Schwarzstorchsichtungen. Die meisten sind mit Fotos belegt. Auch haben wir den Durchzug von 7 Weißstörchen fotografisch dokumentiert. Die 2 wichtigsten Fotos sind jene von Frau Carina Krahofer. Sie zeigen, dass ein Schwarzstorch genau auf das geplante Windrad 6 zufliegt. Die Geschwindigkeit an der Spitze der Rotorblätter dieses Windrades beträgt 300km/h, das ist etwa so viel wie der europäische Hochgeschwindigkeitszug TGV erreicht. Niemals würde sich ein Mensch beim Überqueren eines solchen Gleises auf sein Augenmaß verlassen. Ein Schwarzstorch muss aber versuchen, zwischen den kreisenden Rotorblättern hindurch zufliegen, dabei ist er chancenlos…
Schwarzstorchbeobachtungen 2015 Der Aufruf zur Meldung von Schwarzstorchbeobachtungen hat Wirkung gezeigt. Zahlreiche Sichtungen wurden uns weitergeleitet. Die Anwesenheit einer Schwarzstorchpopulation am Amerlingkogel konnte gut dokumentiert werden. Auch ist wieder bestätigt worden, dass die Flugroute direkt in den damals geplanten Windpark geführt hätte (siehe zB Grafik Nummer 12, 22, 33).
Schwarzstorchbeobachtungen 2016-2018 Die Beobachtungen der Schwarzstörche ist mittlerweile zur Routine für die Bürger der Gemeinden rund um den Amerlingkogel geworden. Wir freuen uns jährlich über die Rückkehr der Schwarzstörche in unsere Heimat. Sogar unsere Kinder sind mittlerweile in der Lage Schwarzstörche beim Überflug zu erkennen.
Die Beobachtungen werden weiterhin gemeldet und registriert. Wir danken für die zahlreichen Meldungen!